Expertentipps: Babyschlaf & Geschwisterkinder

Victoria ist Mama von drei kleinen Kindern und Gründerin der Kingababy Schlafberatung, bei der hilfesuchende Eltern Babyschlafkurse und individuelle Schlafberatung finden können. In ihrem Gastbeitrag schreibt sie zum Thema Babyschlaf in Kombination mit Geschwisterkinder und gibt euch wichtige Expertentipps.

„Beim ersten Kind ist alles anders – beim zweiten auch.“

Der Spruch könnte nicht wahrer sein. So lebensverändernd das erste Baby ist, so sehr verändert sich auch alles beim zweiten Baby. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, beim dritten war es auch nicht anders. Natürlich sind wir als Mamas (und auch die Papas) beim zweiten Kind erfahrener und routinierter, dadurch sind bestimmte Themen auch weniger überfordernd. Doch eine Sache wird dafür umso anstrengender, nämlich den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Auch das Thema Babyschlaf bekommt mit Geschwisterkindern neue Herausforderungen.

Meine Erfahrungen als Dreifach-Mama

Jedes Baby krempelt das Leben und die Familie nochmal um – das ist ganz klar. Eine wichtige und zugegeben auch etwas schmerzhafte Erkenntnis war für mich, als meine zweite Tochter auf die Welt kam, dass ich nicht mehr alle gleichzeitig die Bedürfnisse meiner Kinder erfüllen kann. Denn die Aufmerksamkeit musste von da an geteilt werden. In der Anfangszeit als frisch gebackene Zweifach-Mama hatte ich daher oft gemischte Gefühle. Zum einen war da dieses riesige Glück darüber, ein Neugeborenes zu haben und auch Dinge wie Wickeln und Stillen fielen mir um einiges leichter. Doch es fiel mir schwer zu verstehen, dass ich weder meiner großen noch meiner kleinen Tochter so richtig gerecht werden konnte. Heute bei meinem dritten Baby sehe ich vieles anders und habe mich von den Sorgen etwas lösen können.

Was ich Mamas mit mehreren Kindern auf den Weg geben möchte

Wenn du gerade mit deinem zweiten, dritten oder sogar vierten Kind schwanger bist oder es gerade zur Welt gekommen ist, dann erstmal herzlichen Glückwunsch! Um dir durch diese Zeit zu helfen, möchte ich dir das Entscheidende mit auf den Weg geben: 

Gib dem Ganzen etwas Zeit. 

Die ersten paar Wochen und Monate nach der Geburt können dich und die gesamte Familienkonstellation aus der Bahn werfen. Du darfst dabei nicht vergessen, dass dein Körper noch regeneriert und deine Hormone sich wieder einpendeln müssen, eine emotionale Achterbahnfahrt ist da ganz natürlich. Mach dir bewußt, dass das eine ganz besondere und vor allem eine begrenzte Zeit im Leben ist, mit einem Neugeborenen und einem/mehreren Geschwisterkind/ern zusammen. Hol dir Hilfe und sprich über deine Bedürfnisse. Auch die herausforderndste Zeit geht vorbei und ihr spielt euch alle immer besser aufeinander ein.

So kannst du einen gesunden Schlaf und Bettgehroutine bei allen Kindern unterstützen

Um die Schlafgewohnheiten deines älteren Kindes nicht durcheinanderzubringen, solltest du versuchen, vor und ca. zwei bis drei Monate nach der Geburt des Geschwisterkindes so wenig Besonderheiten oder Veränderungen wie möglich stattfinden zu lassen. Das bedeutet zum Beispiel, dass in der Zeit keine Umgewöhnung vom Kinderbett in ein normales Bett stattfinden sollte. Auch Dinge wie Schnuller abgewöhnen und Trockenwerden können warten, bis sich deine Familie an die neue Situation gewöhnt hat. Gerade beim Schnuller ist es häufig so, dass dein Kleinkind es in seiner neuen Geschwisterrolle wichtiger findet. Wenn das neugeborene Geschwisterchen (was nach dem Gefühl deines älteren Kindes sowieso schon viel mehr Aufmerksamkeit bekommt) einen Schnuller hat möchte das größere Kind dann oft auch einen haben.

Für den Babyschlaf deines Neugeborenen kann ich dir raten: 

Versuch dich zu entspannen. Natürlich ist es toll, wenn dein Baby lernt, auch im Bettchen zu schlafen. Doch gerade mit älteren Geschwisterkindern ist es wichtig, dass die Schläfchen flexibel sind, das heißt mal im Bettchen, mal z.B. in der Trage oder im Kinderwagen. Eine flexible Schlafroutine zu schaffen und dennoch von Beginn an gesunde Schlafgewohnheiten zu etablieren ist möglich und so wertvoll für die ganze Familie und dein Neugeborenes.

Expertentipps zum Babyschlaf

Wenn Du die Müdigkeitsanzeichen erkennst und auf die Länge der Wachphasen achtest, dann kann sich dadurch schon früh eine Schlafroutine entwickeln. Und wenn Dein Kleines schläft, hast Du Zeit für die großen Geschwister und natürlich für dich. Denn vergiss nicht, nur wenn es Dir gut geht und wenn auch für deine Bedürfnisse gesorgt ist, geht es deiner Familie gut. Wir können nicht geben, wenn wir am Limit sind. Die Bedürfnisse von Dir als Mama sind wichtig!

Mehreren Kindern zeitgleich etwas Gutes tun

Ein ganz simpler und trotzdem so wertvoller Tipp für Dich und deine Kindern ist: 

Geh viel raus an die frische Luft! 

Das ist wichtig und gesund für dein Neugeborenes, weil es so den Unterschied zwischen Tag und Nacht lernt und für dich als frisch gebackene Mami, weil es gegen postpartale Depression hilft. Für dein älteres Kind ist es ebenso toll, denn ihr solltet versuchen so viel Normalität wie nur möglich in der Anfangszeit mit einem neuen Familienmitglied aufrecht zu erhalten.

Wenn dein Neugeborenes dich dringend braucht und deine volle Aufmerksamkeit fordert, wie etwa beim Stillen, empfehle ich dir eine „Still- bzw. Schlafkiste“ vorzubereiten. In diese Kiste kommen ganz besondere Spielsachen rein, die dein größeres Geschwisterkind toll findet. Mit diesen Spielsachen darf dein älteres Kind immer dann spielen, wenn dein Baby deine ganz besondere Aufmerksamkeit benötigt. So gönnst du dir und dem Neugeborenen ein paar Minuten Ruhe. 

Bettgehroutine mit zwei oder mehr Kindern

Klar ist, dass die kleineren Geschwisterkinder in einer viel stärkeren Dynamik aufwachsen als die Erstgeborenen. Umso schwerer fällt es ihnen oft, abends zur Ruhe zu kommen. Umso älter sie werden, können sie denken, dass sie etwas verpassen. 

Aus diesem Grund lassen wir unsere Kinder zeitnah ins Bett gehen, sodass die Kleine merkt „Ah, meine großen Schwestern gehen jetzt auch ins Bett, hier verpasse ich heute nichts mehr“. Wenn der Kleine dann schläft, lesen wir mit dem Großen noch ein Buch oder kuscheln im Bett. 

Intensive Zeiten mit den großen Kindern einplanen

Mama-Tochter-Zeit, wie wir sie nennen, finde ich super wichtig für meine Großen. Für die älteren Geschwisterkinder ist so ein neues Familienmitglied sehr spannend und emotional auch sehr herausfordernd. Wenn auf einmal ein Neugeborenes da ist und sie nicht mehr die volle Aufmerksamkeit bekommen. Meine Große hat mit 6 Jahren darunter nicht mehr so gelitten und vergöttert ihren kleinen Bruder. Als ihr kleine Schwester vor 3 Jahren zur Welt kam, war das noch anders. Genauso beobachte ich das nun bei unserer Mittleren, die nun auch mit 3 Jahren große Schwester geworden ist. 

Mit ihr versuche ich, regelmäßig was zu zwei zu unternehmen. Irgendwas Besonderes, was der Kleine zum Beispiel noch nicht machen kann, wie z.B. auf den Flohmarkt gehen oder tolle Spielplätze besuchen.

Wenn du gerade in der glücklichen Situation bist, zwei oder noch mehr Babys und Kleinkindern um dich herum zu haben, versuche diese ganz besondere Zeit in vollen Zügen zu genießen. Ich weiß, es ist manchmal alles ein großes Chaos. Das ist bei uns allen so! Ich wünsche dir alles Liebe! 

Victoria von Kingababy

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